Amtseinführung BGM Michael Werner
Foto: Stefan Kritzer

Michael Werner: „Als wäre man noch nie woanders gewesen“

Ein Glas mit süßer Nervennahrung auf dem Schreibtisch und eine große Kaffeetasse mit der Aufschrift „Muntermacher“. Michael Werner hat sich nicht nur in Sachen Ausstattung bereits gut eingelebt an seinem neuen Arbeitsplatz im Rathaus. „Das ging recht einfach und schnell, ich wurde von den Kollegen gut aufgenommen“, sagt der Bad Neustädter Bürgermeister, der nun etwas mehr als 100 Tage im Amt ist. Zeit also für eine kleine Zwischenbilanz in Form einer Serie, die in der nächsten Zeit auch bei anderen, neuen Bürgermeistern in Rhön-Grabfeld fortgesetzt wird.

Wenn Werner auf die vergangenen 100 Tage zurückblickt, dann kommt ihm gleich der erste Montag im Mai in den Sinn, der erste offizielle Tag als Stadtoberhaupt im Rathaus. „Da war ich innerlich schon etwas angespannt, habe aber versucht, mir nach außen nichts anmerken zu lassen“, gibt er im Hinblick auf die konstituierende Sitzung des Stadtrates am Abend in der Stadthalle zu. Die begann bekanntlich gleich mit einem Paukenschlag, als das Los über den 2. Bürgermeister entschied.

Überraschung am späten Abend im Rathaus

Eine weitere Überraschung erfuhr Michael Werner dann, als sich schon alle Stadträte wieder auf den Nachhauseweg gemacht hatten. „Ich hatte die Bürgermeisterkette wieder in den Tresor des Rathauses gelegt, als Michael Weiß zu mir meinte, dass wir kurz reden müssten.“ In dem Gespräch informierte Weiß über die Kündigung von Ordnungsamtsleiter Fabian Helmerich. Schnell liefen Besprechungen über eine Nachfolge, die nun extern gefunden wurde. Nach dem Ende der Sommerpause im September werde der Name auch der Öffentlichkeit präsentiert, verrät Werner.

Wenn der gebürtige Herschfelder auf die Zusammenarbeit mit den vielen Mitarbeitern im Rathaus zu sprechen kommt, dann sei der Start gelungen. „Ich möchte offen und ehrlich mit den Menschen kommunizieren und bevorzuge eine flache Hierarchie mit kurzen Wegen, wie ich es auch von meinem früheren Arbeitgeber kannte“, erzählt er.  Damit sei ein leichteres „Machen“ möglich.

Gutes Miteinander im Stadtrat

Auch mit dem neuen Stadtrat – neun Stadträte sind nach der Kommunalwahl neu hinzugekommen – herrsche bislang ein gutes Miteinander mit einem guten stetigen Austausch. „Einige waren schon zum Einzelgespräch bei mir, andere rufen an, schreiben Mails oder sprechen mich direkt bei einem Termin an“, so Werner.

Einen direkten Draht will Michael Werner auch zu den Bürgern aufbauen. „Bevor bei Beschwerden ein langer Schriftverkehr hin- und hergeht, finde ich es zielführender, mit den betroffenen Personen nach Möglichkeit gleich einen Termin auszumachen, um dann zu einer Lösung zu kommen.“ Über Lösungen und aktuelle Informationen aus der Stadt will Werner die Bürger in Zukunft auch noch stärker informieren – über die neue Homepage und über das Stadtmagazin. „Der Bürger soll wissen, was die Stadt eigentlich für ihn macht“, sagt er.

Eine Zebrastreifen-Anfrage über Facebook

In den Zeiten der sozialen Netzwerke sei es auch schon vorgekommen, dass der Bürgermeister über Facebook oder Instagram eine Anfrage für Zebrastreifen oder die Festzplatznutzung erhielt. Die Kommunikation solle aber angesichts der Tatsache, dass es sich um private Profile handele, doch eher über die offiziellen Wege ablaufen, befindet er. 

Die Eröffnung des auf Vordermann gebrachten Spielplatzes in Herschfeld zuletzt fiel auch in die ersten 100 Tage Amtszeit von Michael Werner. Foto: Katharina Rösch

Dass Werner nun meist tagtäglich Entscheidungen zu fällen hat, falle ihm relativ leicht. „Die Herausforderung ist aber, dass man dabei die Gesamtsituation betrachten und manchmal auch nochmal in sich gehen muss.“ Die Meinungen von Bürgern nehme er gerne auf, wohlwissend, dass man nicht immer alle Wünsche erfüllen und dies auch einmal zu Verstimmungen führen könne. „Alle 16 000 wirst du nie auf deine Seite ziehen können, darüber muss man sich klar sein. Aber ich bin dafür da, um Entscheidungen zu treffen.“

Eine seiner ersten Entscheidungen war die Öffnung des Triamares nach der coronabedingten Verzögerung der Freibadsaison. „Da war mir wichtig, dass auch das Personal angehört wird, wie sie sich das vorstellen. Denn sie müssen schließlich auch das Hygienekonzept umsetzen“, gab Michael Werner damals deutlich zu verstehen.

Bei wegweisenden Projekte Teilziele erreicht

Das Sortieren und die Priorisierung von Entscheidungen sei in den ersten 100 Tagen ganz wichtig gewesen. Bei einigen wegweisenden Projekten, die bereits lange auf der Agenda standen, habe man gewisse Teilziele erreicht, um die nächsten Schritte einzuläuten. Spruchreif werden wollte der Rathausschef angesichts noch ausstehender Stellungnahmen des Landrats und der nötigen Diskussion darüber im Stadtrat noch nicht. 

„Alle 16 000 wirst du nie auf deine Seite ziehen können, darüber muss man sich klar sein. Aber ich bin dafür da, um Entscheidungen zu treffen.“

Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner

Keinen Hehl machte Michael Werner aus der Tatsache, dass aufgrund der Corona-Krise und der damit verbundenen abgesagten Festlichkeiten von Vereinen noch kein Kontakt zu vielen Menschen, „die Bad Neustadt lebenswert machen“, möglich war. „Das fehlt mir schon. Deshalb freue ich mich in der Zukunft darauf, auch mal ungezwungen mit den Menschen zu sprechen, sie näher kennenzulernen.“ Das werde sich aber aufgrund von Corona wohl noch hinziehen, vermutet Werner. 

Gute Zusammenarbeit mit neuem Geschäftsleiter

Viel Kontakt hat der Bürgermeister wenig überraschend dagegen mit dem neuen städtischen Geschäftsleiter Christoph Neubauer, dem Nachfolger von Michael Weiß. „Die Zusammenarbeit ist vom ersten Tag an sehr gut“, ist Werner froh. Bei vielen Dingen denke man in die gleiche Richtung, ergänze sich aber auch gegenseitig. Das bekommt gerade Tanja Sendner aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters hautnah mit. Die Tür zum Hauptamt, angrenzend an Sendners Schreibtisch, ist neuerdings nämlich meist offen.

„Ich habe mich bislang an keinem Tag alleine gelassen gefühlt oder war hilflos“, zieht Michael Werner eine positive erste Zwischenbilanz nach etwas mehr als 100 Tagen im Amt: „Als wäre man noch nie woanders gewesen.“

Artikel von Christian Hüther erschienen am 19. August 2020 in der Rhön und Saale Post

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